Gefragt nach seiner Zufriedenheit zur ersten Saisonhälfte zieht Daniel Dörr ein gemischtes Fazit: "Zwei, drei Siege mehr hätten es schon sein dürfen", so der Coach. Unterm Strich könne man mit den sechs Punkterfolgen und dem daraus resultierenden Mittelfeldplatz aber zufrieden sein. Gegen die Tigers ist Gießen zwangsläufig Favorit, reisen die Pointers am Sonntag doch zum Tabellenletzten. Mit dieser Rollenverteilung hat das Team aber nicht nur gute Erfahrungen gemacht. Auch gegen Stuttgart und Ulm schienen die Pointers aufgrund der Tabellensituation favorisiert. Beide Male galt es Niederlagen zu quittieren.
Hinzukommt, dass Dörr Tübingen tendenziell stärker einschätzt als die beiden anderen baden-württembergischen Teams im unteren Drittel des Klassements. Grund für das bis dato durchwachsene Abschneiden könnte die Jugend der Raubkatzen sein. Drei Spieler des Farmteams - Tübingens Erste geht in der zweiten Liga ProA an den Start - wurden in den 1980ern geboren. Das Gros des Kaders erblickte aber zwischen 1997 und 2003 das Licht der Welt.
Prunkstück der Tübinger ist der Backcourt, wie Dörr ausführt. "Unterm Korb haben wir aber Vorteile, da ist ihre Schwachstelle", so der Trainer. Beste Reboundsammler sind mit Matti Sorgius und Nico Hihn zwei Smallforwards. Hihn ist mit 19,5 Punkten zugleich bester Scorer seiner Farben. Er "trägt das Scorergen in sich", hatte sein Coach Manu Pasios nach der Verpflichtung des Guards in der Off-Season gesagt. Zuvor war der 20-Jährige in der zweiten Regionalliga aktiv.
Das 79:69 Ende September hatte eine dramatische Note. Tübingens Aksels Skaistlauks war mit Falko Theilig kollidiert und blutüberströmt zu Boden gegangen. Seine Platzwunde musste mit 18 Stichen noch im Gießener Uniklinikum genäht werden. "Das war ein Schock für uns", bekannte Pasios nach der Partie. Theilig war mit einem Cut glimpflich davongekommen. Doch auch der Lette ist längst genesen.
Für beide Teams ist es das letzte Match vor einer rund dreiwöchigen Verschnaufpause. Tübingen könnte mit einem Sieg wieder mit Kronberg und Stuttgart gleichziehen, Gießen Boden gut auf die obere Tabellenhälfte machen. Dafür sei eine Abwehrleistung nötig, wie sie die Pointers zu Saisonstart häufiger gezeigt haben. Seit einigen Wochen habe sich dort etwas der Schlendrian eingeschlichen, mahnt Dörr Besserungsbedarf an. Dass sich sein Team mit einem Sieg in die Weihnachtspause verabschieden will, versteht sich dabei von selbst.