»Als wir in der Hinrunde gegeneinander gespielt haben, waren wir beide noch ungeschlagen, und es war völlig offen. Diesmal sind die Voraussetzungen aber anders, wir sind gerade nicht auf Augenhöhe«, schiebt Lichs Coach Christian Knaus die Favoritenrolle trotz des Heimvorteils diesmal aber dem Gast zu. Denn: »Wir sind zurzeit leider nicht auf dem Level, auf dem wir zu diesem Zeitpunkt sein wollten«, erklärt der Trainer, dass die zwei letzten Niederlagen gegen Außenseiter durchaus an den Wetterstädtern nagten. Zu allem Überfluss fällt nun auch noch Guard Lukas Gaudermann aus, der im letzten Spiel einen Nasenbruch erlitt. Durch die zwei jüngsten Pleiten hat Lich inzwischen auch zwei Niederlagen mehr angehäuft als der Rivale aus Gießen.
Dieser hingegen hat momentan einen blendenden Lauf und sich mit 85,5 Punkten pro Spiel auch zur besten Offensive der Liga emporgeschwungen. Zudem kann Pointers- Trainer Dejan Kostic voraussichtlich aus dem Vollen schöpfen, denn Guard Mario Kragulj hat seine leichte Verletzung aus der letzten Partie bereits überwunden. Dennoch hält Kostic hohe Stücke auf den Gegner: »Lich bleibt trotz seiner Niederlagen der Titelkandidat Nummer eins. Sie haben viele erfahrene Spieler, gegen die wir mit Geduld spielen müssen.Wir fahren mit breiter Brust, aber auch mit Respekt nach Lich.«
Der TV Lich II seinerseits hat trotz der kleinen Flaute immer noch die beste Defense der Liga (68,4 Gegenpunkte), und auch Kapitän Adrian Schmid ist nach seiner Rückenblockade wieder einsatzfähig. Kombiniert mit dem Heimvorteil dürfte Lich durchaus in der Lage sein, den überlegenen Tabellenführer zu schlagen, auch wenn dieser tatsächlich mittlerweile leicht favorisiert sein sollte.
Aber Derbys sind nun einmal Derbys, und so wurde auch die Hinrundenpartie noch einmal packend, nachdem Gießen nach 30 Minuten schon mit 71:54 geführt hatte. Letztlich langte es zum knappen 82:81 für den VfB. Und dieses Ergebnis bietet beiden Teams nun eine große Möglichkeit: Gewinnen die Pointers, hätte Lich bereits drei Niederlagen mehr auf dem Konto sowie den direkten vergleich verloren – sprich der Meisterschaftszug wäre wohl schon abgefahren. Gewinnt Lich, entscheidet es mit großer Wahrscheinlichkeit den direkten Vergleich für sich und könnte bereits bei der nächsten VfB-Niederlage an diesem vorbeiziehen. Es wartet also ein Derby zweier Mannschaften, die sich bestens kennen, und deren Trainer unisono im Vorfeld verrieten, sich etwas Spezielles für den Gegner ausgedacht zu haben – allerdings natürlich ohne sich in die Karten schauen zu lassen. Und gleichzeitig ein Big-Point-Spiel, das die Meisterschaft entweder vorentscheidet oder noch einmal völlig offenlegt.