Vor allem Kragulj dribbelte sich immer wieder wie entfesselt über das ganze Feld bis zum Licher Korb durch. 23 Punkte erzielte der Guard letztlich. Und der Amerikaner Jeremy Burright stand ihm kaum nach. Der Baseballer, der letzte Woche seinen Basketball- Einstand gefeiert hatte, zeigte große Athletik, Ruhe und einen sicheren Distanzschuss. Auch Sven Schäfer glänzte offensiv mit neun Punkten allein im ersten Viertel. Lich hingegen spielte nicht schlecht, aber oftmals fehlten die Intensität und die Sicherheit. So monierte Lichs Trainer Christian Knaus unter anderem in einer emotionalen Auszeit lautstark die »Bullshit-Offense« seines Teams und traf damit den Nagel auf den Kopf: Der TVL brachte sich mit unstrukturierten Abschlüssen selbst aus der Partie und zeigte, dass sein Playmaker Nils Pompalla an allen Ecken fehlte.

Die erste und einzige Licher Führung beim 13:11 (5.) konterte Gießen mit einem Lauf auf 25:14 (10.) und baute denVorsprung noch auf 32:18 (14.) aus. Beide Teams taktierten in der Folgezeit viel, wechselten häufig zwischen Zonenverteidigung, Manndeckung und Pressing. Kurz vor der Pause brachte sich der Gast nach einem 7:0-Lauf auf 34:40 heran und war damit wieder in Schlagweite. Aber Gießen zog seinen Plan in der zweiten Hälfte unbeeindruckt durch. Aus dem 54:47 (25.) wurde in zwei Minuten ein 65:49, und in der 30. Minute betrug der Vorsprung durch das 71:54 nach einem Kenntemich- Dreier sogar 17 Zähler. Aber auf einmal war Lich da. Die agile Zone verhinderte acht Minuten lang einen Pointers-Korb aus dem Spiel heraus, und Henning Schaake entfaltete seine volle Stärke: Innerhalb von fünf Minuten erzielte der Forward 14 Punkte und machte dabei auch die Ausgleichspunkte zum 78:78 (38.) und 81:81 (39.). Nach Gießens 82:81 durch Felix Rotaru bei 21 Sekunden Restspielzeit hatte Lich sogar Ballbesitz, aber ein weiterer Schaake-Dreierversuch traf nur den Ring, und die Partie war entschieden.

»Riesenkompliment an den VfB, er hat verdient gewonnen«, zeigte sich Knaus als fairer Verlierer. »Unsere Wurfquote war nicht da, wo sie sein sollte, und Gießen hat seine Würfe gemacht.« Sein Kollege Dejan Kostic hatte offensichtlich mehr Gefallen an der Partie: »Das war ein tolles Derby, das taktisch super geprägt war. Am Ende waren wir müde, aber ich denke, dass wir verdient gewonnen haben. Ich bin sehr zufrieden.«

Pointers: Modugno, Kraushaar, Schäfer (13), Kragulj (23/2), Kenntemich (3/1), Burright (17/4), Rotaru (12), Gansel (3/1), Herwig (11).
TV Lich II: Gaudermann (11/1), Zimmer, Schaake (21/3), Keller (7/1), Philipp Neumann (2), Schläfer (21/3), Neufeld (6), Külhan (4), Reifenberg, Schmid (9).