Doch trotz des letztjährigen Erfolgs und des gleich gebliebenen Spielerstammes stapelt Kostic vor dem ersten Spieltag noch ein wenig tief: »Ich bin lieber realistisch und skeptisch: Ich denke, dass wir in Richtung Mittelfeld gehören. Unser Mindestziel sollte sein, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben, aber um den Aufstieg werden wir auch nicht spielen«, so der Coach.
Diese Vorsicht verwundert zunächst, wenn man bedenkt, dass das seit Jahren bestens funktionierende Center-Quartett Felix und Sebastian Rotaru, Oliver Biallas und David Henke der Mannschaft weiterhin erhalten bleiben wird, ebenso wie das schlagkräftige Scorerduo, sprich der zwischen Genie und Wahnsinn schwankende Allrounder Zeljko Pavlovic und der Amerikaner Elijah Allen. Doch beim Blick auf die Position des Spielgestalters wird die Vorsicht von Kostic verständlich: Denn nur kurz nachdem der Verbleib des Pointguards Jonas Weiser in der Vorbereitung gefeiert wurde, erhielt dieser doch einen Studienplatz in Köln. Zudem verließ der zum Saisonende immer besser in Fahrt kommende Tim Kraushaar die Lahnstadt in Richtung Ulm, während sich Dominic Lockhart den EWE Baskets Oldenburg anschloss. Und auch das Comeback von Till Wosnitza hatte schon mitten in der letzten Saison als gescheitert betrachtet werden müssen.
Entsprechend hängt nun viel davon ab, ob Weiser trotz seines Studiums weiter für Gie- ßen spielen wird, und – falls ja – ob das Pendeln funktioniert. »Wenn das nicht klappt, fehlt uns einfach jemand, der denkt und lenkt und der dabei noch Scorer und Antreiber ist«, erklärt Kostic, dass dieser Verlust den VfB sehr schmerzen würde. Aber selbst im Falle eines Abganges von Weiser hätte Kostic immer noch den ebenfalls seit Jahren zum Team gehörenden Alex Göttker sowie Zugang Giuseppe »Pino« Modugno für die »Eins« zurVerfügung.
Zudem verstärken mit Lucas Rumpf, Tobias Gansel, Felix Strack, Vinzent Zimmer und Till Scheld wieder zahlreiche neue junge Spieler den Kader, die ebenso wie Max Pfannmüller an den Aktivenbereich herangeführt und zur Nachfolge von Rotaru, Pavlovic und Co. aufgebaut werden sollen. Denn die Altmeister bringen zwar immer noch ihre herausragenden Leistungen, haben ihren 30. Geburtstag aber nun eben auch schon seit ein paar Jährchen hinter sich. »Uns geht es in erster Linie darum, die jungen Leute zu entwickeln und ihnen Spielzeit zu geben, um langfristig bereits eine Umstellung voranzutreiben«, so Kostic. Zu dieser in den nächsten Jahren zwangsläufig bevorstehenden Umstellung des Personals gehört bereits jetzt auch die Umstellung der Systeme. »Wir stellen gerade auf moderneren und schnelleren Basketball um, und das läuft bis jetzt auch ganz gut.Wir sind flexibel und auf einem guten Weg«, erklärt Kostic, der sein Team trotz der vielen positiven Vorzeichen bei einem negativen Fragezeichen auf der Position des Spielmachers dennoch nicht zu den Favoriten zählen möchte. Die Titelkandidaten sind für ihn: »Karlsruhe hat sich sehr verstärkt, und auch der letztjährige Meister Stuttgart wird wieder eine gute Rolle spielen. Von den Neuverpflichtungen her finde ich auch Limburg interessant, und Aufsteiger Kronberg traue ich ebenfalls eine Überraschung zu.« Doch bei aller Pointers-Bescheidenheit würde es auch nicht verwundern, wenn genau diese Gegner, würde man sie nach ihren Favoriten befragen, die Pointers als Titelkandidaten nennen würden. Am 29. September kann der VfB beim MTV Kronberg bereits zum ersten Mal seine Kräfte mit einem der möglichen Favoriten messen und damit den eigenen Standort bestimmen.
Quelle: Gießener Allgemeine Zeitung | 27.09.2013