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Bei den Gießen Pointers läuft es – trotz des Umbruchs oder gerade wegen des Umbruchs. Was sind die Gründe dafür?

Ich denke, dass es schon vor eins, zwei Jahren Zeit für einen Umbruch gewesen wäre, um den jüngeren Spielern mehr Spielzeit und Verantwortung zu geben. Viele Leute sind vielleicht überrascht, warum wir dieses Jahr auf einmal so gut sind, da die Hauptakteure wie Paul Schneider, Mario Kragulj, Sven Schäfer und ich das letzte Jahr am Ende der Bank verbracht haben. Außerdem kam mit Malte Herwig ein Spieler dazu, der uns enorm weiterhilft. Hinzukam noch der Trainerwechsel, über den ich mich sehr gefreut habe. Dejan Kostic hat mich bereits vier Jahre in der Jugend und ein weiteres bei den Pointers trainiert. Ohne ihn hätte ich mich sicherlich nicht so weit entwickelt. Wir haben die gleiche Sichtweise und wollen teamorientierten Basketball spielen.

Welche Ziele verfolgen Sie mit dem ZweitRegionalliga-Team?

Ich möchte auf jeden Fall aufsteigen. Unser Trainer Dejan Kostic hat das aber nicht als Vorgabe ausgegeben, aber mannschaftsintern ist das das Ziel. Wir haben das Zeug dazu, wir haben in dieser Saison zwei Spiele unglücklich verloren (Kassel und Bad Kreuznach). Bitter war natürlich die Niederlage im Derby in Lich, wo wir eine Vorentscheidung in puncto Meisterschaft hätten herbeiführen können – das hat aber leider nicht geklappt.

Sie ziehen auf der Eins die Fäden. Erklären Sie bitte Ihre Rolle im Team?

Ich bin ein »Kreativspieler«, wie mein Trainer Dejan Kostic es immer beschreibt. Jeder hat bei uns eine Rolle im Team, die er kennt. Einige Spieler sind extrem stark von außen, einige unterm Korb. Ich sehe meine Aufgabe darin, sie ins Spiel zu bringen und in Szene zu setzen. Bei einem Assist freuen sich immer zwei, der, der gepunktet hat, und derjenige, der den Pass gespielt hat.

Welche Art von Basketball mögen Sie?

Teambasketball, viele Pässe und Bewegung mit vielen Pick and Rolls und Handoffs. Man muss eine gesunde Mischung zwischen schnellem Spiel und Halbfeld-Basketball finden, um im Spiel genug Struktur zu haben.

Sie zählen in der U19-Bundesliga-Mannschaft der Basketball Akademie Gießen Mittelhessen ebenfalls zu den Leistungsträgern. Wie meistern Sie die Doppelbelastung NBBL und 2. Regionalliga?

Ich habe eigentlich schon immer in zwei Teams gespielt, das ist also nichts Neues für mich. Dieses Jahr sind in der zweiten Regionalliga die Auswärtsfahrten zum Glück kürzer, sodass dies nicht so viel Zeit in Anspruch nimmt. Durch die ständigen Überschneidungen habe ich auch erst vier Spiele in der NBBL absolviert. Gerne stehe ich in beiden Teams mit Paul Schneider und Christoph Kenntemich auf dem Feld.

Inwieweit beeinflussen Sie die verschiedenen Trainer in der U19 und bei den Pointers in Ihrer Spielweise, inwieweit helfen Sie Ihnen weiter?

In der NBBL haben die Point-guards eine kleinere Rolle als beim VfB Gießen, das liegt mir nicht so sehr. Ich habe gern viel Verantwortung. Sonst ist meine Rolle relativ ähnlich, hauptsachlich den Ball verteilen, obwohl ich bei den Pointers mehr scoren muss.

Von welchem Trainer haben Sie bislang am meisten profitiert – und warum?

Wie bereits erwähnt, ist mein bislang bester und zeitlich auch längster Trainer Dejan Kostic gewesen. Als zweiten muss ich Chris Harris nennen, unter dem ich in Ulm spielen durfte und der aktuell Trainer von Bremerhaven in der Bundesliga ist. Er ist genauso basketballverrückt wie ich, mit ihm habe ich in meiner Freizeit viel Basketball angeschaut. Er hat mir sehr viel gesagt und häufig Steve Nash als Beispiel bei verschiedenen Moves gezeigt. Da ich dort in einer Spieler-WG ohne Eltern wohnte, war er für mich eine wichtige Bezugsperson.

Sie hatten sich der Herausforderung Basketball-Internat in Ulm gestellt. Was waren die Gründe für die vorzeitige Rückkehr?

Das hatte schulische Gründe, in Baden-Württemberg ist die Schule deutlich anspruchsvoller und auch vom Konzept anders aufgebaut. Dort wird wenig Wert auf mündliche Mitarbeit gelegt, was meine Stärke ist. Die schlechteren schriftlichen Leistungen damit auszugleichen, war dort nicht möglich. Dort hatte ich in der elften Klasse einige Probleme und hätte es wahrscheinlich nicht bewältigt, die Schule und den Alltag, der nur aus Basketball bestand, unter einen Hut zu bekommen. Trotzdem war es ein super Jahr, das mich sportlich und menschlich weitergebracht hat.

Sie gelten als großes Talent. Was sind Ihre sportlichen Ziele in naher Zukunft?

Durch den Weggang aus Ulm habe ich den Traum, Basketball-Profi zu werden, aufgegeben – das war mir damals aber vollkommen bewusst. Jetzt wird sich zeigen, was die Zukunft bringt und wo es nach dem Abitur hingeht. Aber wahrscheinlich wird es bei einem Hobby bleiben.

Ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Bjarne sorgt ebenfalls für positive Schlagzeilen. Ist es ein Ziel, mit ihm bei einem Bundesligisten zusammen im Team zu stehen – vielleicht sogar bei den Gießen 46ers?

Ja, er spielt ein sehr gutes Jahr sowohl in der NBBL als auch bei der Pro B in Lich. Ich denke, dass er auf jeden Fall das Zeug dazu hat, Basketball-Profi zu werden und in der Bundesliga zu spielen. Allerdings ohne mich. Ich bin jetzt etwas zu alt, und im Vergleich zu anderen Spieler meines Jahrgangs stehen diese bereits in Bundesligakadern und spielen auch einige Minuten. Der Zug ist also abgefahren. Trotzdem hoffe ich, dass es mein Bruder schafft!

Quelle: Gießener Allgemeine Zeitung vom 26.01.2016