Ein deutliches Signal in Richtung Konkurrenz sendeten die Gießener freilich bereits kurz vor dem Start in die Runde. Und zwar mit der Verpflichtung von US-Guard Christopher Trecie Miller, der sich in der vergangenen Saison noch für den Konkurrenten VfL Bensheim das Basketball-Jersey übergestreift und es mit starken 24,1 Punkten pro Spiel zum Top-Scorer der Nordstaffel gebracht hatte.
"Chris Miller", verrät Dejan Kostic, "ist uns bereits im November des letzten Jahres aufgefallen." Irgendwann habe sich der Spieler bei den ambitionierten Lahnstädtern gemeldet, perspektivisch seine Dienste angeboten. "Wir hatten damals aber keinen Bedarf gehabt, wir hatten ja Aufbauspieler", so Kostic. Erst als einige Spieler weggebrochen waren, habe man sich wieder bei Miller gemeldet.
Dabei, verrät der Pointers-Coach, hätte es gar nicht so sehr interessiert, dass Chris Miller in der Lage ist, wahnsinnig viele Punkte zu erzielen. "Der setzt die Spieler in Szene und er punktet regelmäßig. Uns ist nicht wichtig, dass er Top-Scorer ist, sondern, dass er eine Mannschaft zu führen in der Lage ist und dass er ein Spiel lesen kann." Und eben diese Fähigkeiten, lobt Kostic, habe Miller in den zurückliegenden Monaten enorm verbessern können.
Dass der US-Boy aus Brooklyn/New York aktuell "nur noch" 19,9 Zähler pro Spiel markiere, sei da eher nebensächlich. Im Gegenteil. Kostic erklärt: "Dass er weniger Punkte macht, das macht er gezielt." Dafür komme der Amerikaner nunmehr regelmäßig auch noch auf zehn Rebounds und Assists - verdammt starke Werte. Das Gesamtpaket muss eben stimmen. Und es stimmt bei Chris Miller immer mehr.
Seine Basketballkarriere startete der 23-Jährige in New York am Clinton Community College, wo er mit guten Scoring-Werten auf sich aufmerksam machte. Es folgte als nächste Station die Salem International University, ehe Miller für die Jamestown Jackals in der Premier Basketball League (2015/16) auf Korbjagd ging. Unmittelbar im Anschluss ging es für den talentierten Combo-Spieler von der amerikanischen Ostküste nach Bensheim in die 2. Regionalliga. Und nun - nach einem kurzen Intermezzo während des Sommers in der ersten Liga von El Salvador - startet der 1,93-Meter-Hüne in Gießen durch.
Bislang, so Miller, fühle er sich sehr wohl in Mittelhessen. "Die Menschen sind alle nett und du hast alles, was du in einer Stadt benötigst", sagt einer, der aus einem New Yorker Stadtteil kommt, in dem sich alleine rund 2,4 Millionen Einwohner tummeln. Manchmal, erklärt Chris Miller, würde er seine Heimatstadt vermissen, insgesamt sei Deutschland für ihn aber beruhigend. Es fühle sich gut an, der Hektik der amerikanischen Mega-City auch mal entfliehen zu können - und "einfach mal durchzuatmen".
Was nicht heißt, dass Miller sich nur ausgiebig Zeiten der Entspannung gönnt. Unter Dejan Kostic habe er sich bereits ordentlich verbessern können, aber zufrieden ist er noch nicht: "Da ist immer noch viel Platz für Fortschritt." Und selbstverständlich möchte der sympathische Amerikaner, der am liebsten Pasta isst und NBA-Legende Kobe Bryant als seinen Lieblingsspieler bezeichnet, mit seinen Pointers auch noch aufsteigen und damit einen nächsten Karriereschritt absolvieren. Später einmal, so der Wunsch des Korbjägers aus Brooklyn, würde er gerne in den besten Basketball-Ligen der Welt aktiv sein - auch um andere "Menschen zu inspirieren, ihre Träume zu verwirklichen".
An der Realisierung von Chris Millers Traum, Basketballprofi zu werden, möchte Kostic, der sich erhofft, dass der US-Boy zumindest noch eine weitere Runde in Mittelhessen verweilt, gerne mitwirken. "Er ist ein sehr vernünftiger junger Mann, der das Ziel hat Profi zu werden. Das schätze ich an ihm, seine Bereitschaft zu trainieren und sich zu zeigen. Er ist ein unglaublich netter, zurückhaltender junger Mann. Wir versuchen, ihn so auszubilden, dass er seinen Traum verwirklichen kann."